Wem nützt dieser Streik? — deutsche Lokführer im Postensuizid…

Seit Anfang der vergangenen Woche hat ein neues Streik-Monster unsere Nachbarn in Deutschland erfasst: die Lokführer der Deutschen Bahn rufen eine Streikaktion aus.

Im Vorfeld gab es schon reichlich Kritik zu dieser Aktion. Nicht nur die Deutsche Bahn und die Wirtschaft an sich waren höchst unerfreut über diese Ankündigung, auch die Gewerkschaften selbst waren über den kampfbereiten Teilverband alles andere als begeistert.

Grund für jene Arbeitsniederlegung ist nach Darstellung des Vorsitzenden der Lokführer-Gewerkschaft der Ruf nach mehr Lohn und besseren Arbeitszeiten. So gesehen sind seine Forderungen denen der Pilotengewerkschaft nicht unähnlich – aber letztere geht ja ebenfalls ständig in den Streik…

Die Frage ist nun, was beide Gewerkschaften mit dem ständigen Streiken erreichen können? Und die Antwort auf jene Frage ist eigentlich frustrierend:

  1. Bahn und Lufthansa erleiden durch den Streik Verluste in Millionenhöhe, was die eh schon wirtschaftlich angeschlagenen Betriebe noch mehr belastet.
  2. Verluste müssen irgendwie wieder herein geholt werden – ein beliebtes Mittel dafür sind Einsparungen beim Personal – eine Kündigungswelle rollt gewiss noch an.
  3. Oder aber es werden weniger rentable Bahn- und Flugverbindungen eingestellt, weil die Betriebe höhere Gewinnspannen brauchen, um die Streik-Verluste abfangen zu können.
  4. Gerade bei der Bahn müssen jene Verluste außerdem einerseits durch Fahrpreiserhöhungen, andererseits durch staatliche Subventionen aufgefangen werden.
  5. Der Staat wird durch den Bahnstreik national bedroht, weil die Wirtschaft für mehrere Tage gelähmt ist, wie nach einem landesweiten Bombenangriff! Arbeitnehmer kommen nicht zur Arbeit, Rohstoffe bleiben liegen, der Tourismus sackt zusammen.
  6. Gleichzeitig platzen die Verkehrswege aus allen Nähte, die Polizei ist rund um die Uhr mit Straßenproblemen befasst, während die restlichen Sicherheitsagenden zurück gestellt werden müssen. Die Unfallhäufigkeit steigt an, weil es ja auch mehr Verkehrsteilnehmer gibt, die außerdem extrem genervt und gereizt sind.
  7. Die Volksmeinung zu Bahn und Fluglinien rasselt komplett in den Keller. Die Lokführer sind ohnehin längst nicht mehr beliebt. Und nicht nur hinter der Hand wird die GDL mit einer terroristischen Vereinigung verglichen, die nur darauf abzielt, für eigene Ziele ohne Rücksicht auf Verlusste ein ganzes Land leiden zu lassen.
  8. Weil die gesamte Wirtschaft unter diesem Streik zu leiden hat, werden auch in der ganzen Wirtschaft durch diesen Streik viele Menschen den Job verlieren. Also kann man zurecht sagen: die Lokführer verschulden die Arbeitslosigkeit unzähliger Menschen in Deutschland – und man darf annehmen, dass weit mehr Menschen den Job verlieren, als Lokführer bessere Arbeitsbedingungen erhalten.

Natürlich wäre es jetzt genauso falsch, von den Lokführern zu verlangen, dass sie sich zum Wohle der restlichen Bürger aufopfern müssen. Trotzdem muss man sich fragen, ob der aktuelle Schaden, der von der Gewerkschaft bewusst in Kauf genommen und sogar als Waffe verwendet wird, wirklich ein geeignetes Mittel zur Verbesserung der Lage ist.

Wem mag es nützen, wenn ein Land kollektiv in wirtschaftliche Not getrieben wird und der Arbeitgeber sowohl Streikschaden als auch stagnierende Umsätze hat? Wem nützt es, wenn dieser Schaden an den einfachen Mann weiter gereicht wird – sei es in Form von Teuerung, sei es in Form von höheren Steuern, sei es in Form von Arbeitslosigkeit? Von all dem bekommt der GDL-Vorsitzende natürlich nicht besonders viel mit. Herr Weselsky wird kaum noch selbst als Lokführer im Dienst sein, weil er doch als Vorsitzender ganz andere Aufgaben hat. Auch wird er sich kaum darüber Gedanken machen müssen, wie er am Monatsende gerade noch seine Familie ernähren kann oder ob am Monatsersten das Geld für die Miete vorhanden ist.

Hier wird ein sozialer Streit geführt, der so sozial ja gar nicht ist. Und Herr Weselsky muss sich längst den Vorwurf gefallen lassen, dass er seine eigene Profilierungssucht oder persönliche Kränkungen über jede Realvernunft stellt.

Also bleibt tatsächlich nur noch die eine Frage:

Wielange soll der Postensuizid

von Lokführern und Piloten

noch dauern?

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