Wie viel Asyl erträgt ein Land?

In den vergangenen Tagen hat sich die Debatte um Asylanten in Österreich in neue Höhen empor geschraubt. Will man den Medien glauben, dann ist dieses Land längst schon unfähig, die schier endlosen Maßen an Flüchtlingen respektabel unter zu bringen.

Geht Österreich angesichts der heuschreckenartigen Asylantenströme in die Knie?

Sollten sich an dieser Stelle bereits ein paar ewig gestrige Neo-Nazis und andere “Patrioten” über einen deftigen Artikel aus ihren Reihen freuen, dann darf ich jene Gestalten gleich mal kräftig enttäuschen – ich bin überzeugter Christ, ehrlich motivierter Österreicher und ganz sicher kein Fremdenhasser gleich welcher Fasson.

Warum also schreibe ich diesen Artikel und weshalb versteige ich mich in derartige Gedankengänge? Nun, es sind die Fakten, wie sie uns aktuell begegnen, die mich nachdenklich machen. Laut glaubhaften Medienberichten gibt es aktuell 350 Asylanträge pro Tag und für dieses Jahr geschätzte 80.000 Neuanträge für ein Asyl in Österreich. Mit anderen Worten soll allein in diesem Jahr fast ein Prozent der Bevölkerung durch Asylanten gestellt werden. Stellt man dem gegenüber, dass wir im Juli 375.000 Arbeitslose im Land haben, dann wird eben jene Arbeitslosenquote durch die Asylanten früher oder später auf 455.000 Personen anwachsen. Für jene, die lieber mit Prozenten arbeiten: Aus 8,1% werden 9,8% Arbeitslose nach nationaler Zählung. Und sollte sich am Flüchtlingsstrom nicht bald was ändern, dann wird diese Entwicklung munter weiter gehen…

Grob vereinfacht ergibt sich daraus der Schlüssel, dass bei aktuellem AMS-Beitrag 16 – 25 Arbeitnehmer einen Arbeitslosen finanzieren müssen – geht nur nicht, weil ja nur 9 Arbeitnehmer auf einen Arbeitslosen kommen. Also müsste die AMS-Versicherung von den maximal drei Prozent bald schon auf fixe 5% der Lohnsumme angehoben werden, damit das AMS auf lange Sicht liquide bleibt. (ein Arbeitsloser bekommt 55% des zugrunde gelegten Bruttolohnes)
In Zeiten der vollmundig versprochenen Steuererleicherungen lösen solche Zahlen ein wehmütiges Schmunzeln aus. Ich bin ehrlich gespannt, wann die Herren Hundstorfer und Schelling mit dieser Wahrheit heraus rücken.

Natürlich darf bei dieser langfristigen Problematik die aktuelle Not der Flüchtlinge nicht übersehen werden – aber auch die Kosten, die durch diese Not und das begleitende Missmanagement entstehen, gilt es zu beachten. Jeder Asylant beschäftigt einen ganzen Stab an Beamten, Casemanagern und Sozialarbeitern. Obwohl die österreichischen Mühlen in Asylfragen scheinbar derart langsam arbeiten, dass als Metapher gesprochen auf den Schaufelrädern bereits das Gras zu wachsen beginnt, werden dennoch Stunden geschrieben und Löhne fällig gestellt. Es ist also längst nicht mit den unmittelbaren Lebenserhaltungskosten für Asylanten getan. Da folgt noch ein gigantischer Rattenschwanz an Betreuungs- und Amtskosten. Nochmals anders formuliert: derzeit müssen jährlich zusätzlich 1% der Bevölkerung oder knapp 2% der arbeitsfähigen Personen vollständig ausfinanziert und mannigfaltig betreut werden.

Jetzt stellt sich die grausame Frage, wie lange sich das unser Land in Wahrheit noch leisten kann. Denn das Märchen vom reichen Österreich kann angesichts der ganzen Skandale der letzten Jahre und der extrem hohen Armutsrate im Land kaum noch aufrecht erhalten werden.

Werden wir eines Tages so wie die Schweiz vor gut 80 Jahren sagen müssen “Das Boot ist voll!” ? Werden wir zur Erkenntnis kommen, dass wir Asylanten fort jagen müssen, damit das Boot Österreich finanziell nicht kentert? Vom sozialen Schlingerkurs aufgrund schlechter Integrationsarbeit wollen wir an dieser Stelle erst gar nicht zu reden beginnen. Ich sehe hier mit großer Sorge in die Zukunft, denn ich bin überzeugter Anhänger der UN-Flüchtlingskonvention, aber ich stelle mir tatsächlich langsam die Frage, wie viel die österreichische Volkswirtschaft in Wahrheit noch stemmen kann, bevor unser Land selbst zum Krisengebiet wird.

Ja, ich blicke mit großer Unsicherheit in die Zukunft und hoffe sehr, dass unsere Politiker endlich Nägel mit Köpfen machen – dass sie aber gleichzeitig jene Nägel nicht als Waffe gegen Asylanten verwenden.